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Prof. Dr. Schreiber - Der Systemdenker

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Der Systemdenker

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Stefan Schreiber entschlüsselt die Ursachen von Krankheiten

Lineare Logik ist ihm nicht genug. Stefan Schreiber will das Entstehen von Krankheiten im Systemzusammenhang begreifen. Sein Ziel: Ihre Entwicklung stoppen und den menschlichen Alterungsprozess unterbrechen. Im Kleinsten fängt er an: Molekularbiologische Forschung mit Fokus auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Denn im Magen-Darm-Trakt liegen die Schaltstellen vieler krankhafter Abweichungen, weiß der Gastroenterologe. Von seinem Rat profitiert auch das FiZ: Prof. Schreiber ist Mitglied des Aufsichtsrates.

„Life-Sciences sind ein Forschungs- und Wirtschaftsbereich, in dem es in den nächsten Jahren eine ökonomische Revolution geben wird.“

Mit seinen mehr als 150 Mitarbeitern hat der Berliner in Kiel eine genetische Forschungsagenda aufgebaut, die weltweit Ihresgleichen sucht. Seine Innovationskraft zieht das wissenschaftliche Team auch aus der Interdisziplinarität. Die Grenzen der medizinischen Fachgebiete hat Schreiber selbst schon immer überschritten. Einseitigkeit ist ihm fremd. Im Labor ist der Arzt ebenso zu Hause wie im Hörsaal der Universität, im Konferenzraum und am Krankenbett. Dass er in der Klinik alltäglich Menschen begegnet, deren chronische Leiden er nicht heilen kann, macht ihn höchst unzufrieden – und ist zugleich sein größter Antrieb.

„Es geht heute nicht mehr um ein Organ oder eine Krankheit. Die echte Herausforderung besteht darin, die Interaktionen der Organe und die vielen Dimensionen menschlicher Krankheit zu begreifen.“

Prof. Dr. med. Stefan Schreiber (* 1962) ist Aufsichtsratsmitglied des FiZ. Er ist Direktor der Klinik für Innere Medizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel und Direktor des Instituts für klinische Molekularbiologie der Medizinischen Fakultät der Universität Kiel. Nach einer aktuellen Studie von Thomson Reuters gehört Prof. Schreiber zu den weltweit einflussreichsten Wissenschaftlern*

*Quelle: inflammation-at-interfaces.de/de/newsroom/aktuelles/einflussreichsten-wissenschaftler-2014

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Prof. Steinberger - Die Humangenetikerin

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Die Humangenetikerin

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Daniela Steinberger katalogisiert genetische Informationen

Die Sache mit der DNA hat sie schon als Kind fasziniert. Mittlerweile sind es längst über 20 Jahre, in denen sich Daniela Steinberger professionell mit genetischer Diagnostik beschäftigt. Ihre Mission: Jeder Mensch soll seine persönlichen Erbinformationen kennen können, um bessere Therapie- und Lebensentscheidungen zu treffen.

„Es geht uns darum, allen Menschen, die das wollen, die Hoheit über ihre genetischen Informationen zu geben.“

2009 gründet die Medizinerin ein fachärztliches  Zentrum für Diagnostik und Beratung in der ambulanten Krankenversorgung. Steinbergers Team analysiert die Erbanlagen von Patienten, um medizinische Behandlungen auf den individuellen Körper abzustimmen und ihren Erfolg so zu verbessern. Gesunden Menschen hilft eine Gendiagnose, die Eigenschaften ihres Stoffwechsels zu erkennen und die Eintrittswahrscheinlichkeit von erblichen Krankheiten abzuschätzen. 

„Es gibt heute so viel medizinisches und genetisches Wissen, dass wir es ohne komplexe Hilfsmittel nicht sinnvoll nutzen können.“

Fast täglich wächst das Wissen über die menschlichen Gene. Das verbessert die Diagnostik und verursacht zugleich ein Problem: Kein Mensch kann dieses Wissen mehr beherrschen. Und kein Archiv hat es gespeichert. Mit einem zweiten Team arbeitet Daniela Steinberger daher daran, genetische Informationen systematisch zusammenzuführen. Denn alles Wissen nützt letztlich nur, wenn es für den behandelnden Arzt oder den Genträger selbst im entscheidenden Moment auch verfügbar ist.  

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Prof. Dr. med. Daniela Steinberger(*1963)  ist Medizinische Leiterin und Gründerin des bio.logis Zentrum für Humangenetik und Geschäftsführerin und Gründerin der bio.logis Genetic Information Management GmbH

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Dr. Rotter - Der Super-Sequenzierer

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Der Super-Sequenzierer

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Björn Rotter perfektioniert Gensequenzierung und Expressionsanalyse

Eigentlich wollte sich der junge Biologe nach seiner Promotion in Paris ganz normal bewerben. Doch Dr. Peter Winter, der Initiator und Geschäftsführer der GenXPro bot ihm an, Teil des Gründungsteams zu werden. So baute Björn Rotter zusammen mit seinen Kollegen eines der ersten Serviceunternehmen für Genexpressionsanalysen mit neuartigen Sequenzier-Verfahren in Europa auf. In ihrem Labor untersuchen Rotter und 13 weitere Mitarbeiter die Genetik und die genetische Aktivität von biologischen Proben und werten die Ergebnisse mit modernen Methoden der Bioinformatik aus – ein wertvoller Service für Pharma- und Agrarindustrie  aber auch für viele Forschungseinrichtungen.

„Unsere molekularbiologischen Techniken verringern die Komplexität der Proben und machen die Sequenzierung damit kostengünstiger und schneller bei hervorragender Qualität.“

Aus Zellen, Biopsien sowie Köperflüssigkeiten erfassen Rotter und sein Team sogenannte nukleotidbasierte Informationen: Genom-Sequenz, Genaktivität, Mutationen, kleine RNAs und epigenetische Muster. Diese liefern ein umfassendes Bild der Zellprogrammierung und –Funktion. Mit den von Rotter bei der GenXPro entwickelten Verfahren gelingt es, das Untersuchungsmaterial so aufzubereiten, dass die dabei gewöhnlich anfallenden Fehler  wegfallen.  Die so mögliche exakte Quantifizierung der biologischen Vorgänge macht den wesentlichen Qualitätsvorteil gegenüber den Verfahren anderer Firmen aus.

„Mit unseren Analysen helfen wir, Krankheiten wie Krebs besser zu verstehen und neue Angriffspunkte für Therapien zu finden.“

Alle Techniken beruhen auf Hochdurchsatz-Sequenzierung, einem Verfahren, das im Moment die gesamten Lebenswissenschaften umkrempelt.  Die hochauflösenden Analysen der GenXPro werden bereits für eine bessere Krebsdiagnostik verwendet. Die GenXPro arbeitet insbesondere an der frühen Krebs-Diagnose durch Bluttests und  daran, gezielte, für den individuellen Krebs angepasste Therapien zu ermöglichen (companion diagnostics). Neben der medizinischen Forschung, werden die Techniken auch in der Pflanzenzucht verwendet, zur Erkennung von Genen für positive Eigenschaften wie Trockentoleranz und Resistenz gegen Schädlinge.

Für die Biochemie interessierte sich Rotter schon, als er an der Universität forschte. Doch er wollte raus aus dem „Elfenbeinturm“, um mit der Wissenschaft etwas zu bewegen. Und das ist ihm und der GenXPro gelungen: die hochauflösenden Analysen stehen nun jedem Kunden als Dienstleistung zur Verfügung,  nicht nur einer kleinen Gruppe von Insidern. Die Arbeit der GenXPro produziert täglich neue Erkenntnisse, die die medizinische Forschung wie auch die Pflanzenforschung voran treiben.

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Dr. Björn Rotter (* 1973) ist Mitgründer und Wissenschaftlicher Leiter der GenXPro GmbH. 

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Dr. Garbe - Der Networker

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Der Networker

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Christian Garbe bringt Menschen und Ideen zum Zünden.

Die Nerd-Brille fällt als Erstes auf. Auch deshalb könnte Christian Garbe als „Mr. Innovation“ gelten, wie es die legendäre Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth einmal formulierte. Aber das wäre viel zur kurz gesprungen. Garbe ist studierter Landwirt mit Promotion in der Institutionen-Ökonomie. Vor seiner Zeit beim FiZ war er Biotech-Analyst im Finanzsektor und bei Novartis tätig. Allein das macht ihn zu einem polymath, würden die Amerikaner sagen, also einer multiplen, intelligenten Person. Geschäftspartner beschreiben ihn zudem als leidenschaftlichen Netzwerker, der außerhalb der üblichen Scheuklappen denkt und Menschen wie Ideen zum Zünden bringt.

„Es ist eine echte Leidenschaft von mir, ein New German Engineering zu etablieren: Innovation durch smarte Vernetzungen!“ 

Darum geht es im Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie (FIZ): neuen Geschäftsmodellen im Bereich der Life Sciences eine Wachstumsbasis zu geben. Garbe sucht und fördert Unternehmen, die vorhandenes Wissen und bestehende Technologien zu innovativen und wertschöpfenden Produkten zusammenführen. Als Mann der ersten Stunde hat Garbe das Innovationszentrum zu dem gemacht, was es heute ist: Seit 2002 wachsen im FiZ 16 Unternehmen und Start-ups mit insgesamt rund 700 Mitarbeitern – klar marktfokussiert, genau an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft positioniert. Seit 2014 und nach zwei Erweiterungen ist das FiZ im wahrsten Sinne des Wortes vollbeschäftigt.

„New German Engineering heißt, dass wir die Digitalisierung nutzen, um Themen neu zu verbinden und daraus smarte Lösungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln.“

Eigentlich wähnte Christian Garbe sich in Frankfurt nur auf der Durchreise, denn inmitten der Finanzkrise – enttäuscht von seinem Job als Analyst – hatte er die Koffer schon gepackt. Dann wurde der Auftrag des früheren Ministerpräsidenten Roland Koch zu seiner persönlichen Mission: moderne Life Sciences in Frankfurt mit aufzubauen und für das digitale Zeitalter vorzubereiten. Die Startbedingungen waren extrem hart: Der erste Biotech Boom war gerade Geschichte als das FiZ in einer ersten Ausbaustufe fertig gestellt war. Die Lösung: ein internationaler Ansatz und höchste Qualität. Seither arbeitet Garbe stetig daran, das FiZ als Netzwerkpartner rund um das Thema personalisierte Medizin zu etablieren.

Christian Garbe sieht die Auflösung bestehender Denk-Silos und Branchen: Wachstum entstehe heute an den Grenzbereichen und Schnittstellen der Wissenschaften und der Wirtschaft. Neue Chancen werden sich hier ergeben. Die Digitalisierung ist dabei ein wesentlicher Treiber, aber vor allem Menschen mit einer ganz besonderen Eigenschaft: Wandler zwischen diesen Welten, echte Unternehmer, die Ideen und andere Menschen zum Zünden bringen. Fazit: Von Christian Garbe wird man noch hören. Er ist sich sicher, dass wir gerade jetzt in der „spannendsten aller Zeiten“ leben. Viele Teile fügten sich jetzt zusammen…

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Dr. Christian Garbe (* 1965) ist Geschäftsführer der FiZ Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie GmbH

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Dr. Andrianov - Der Datendeuter

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Der Datendeuter

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Artem Andrianov überwacht die Risiken klinischer Studien

Er mag das Chaos und will es doch beherrschen. Für Artem Andrianov ist das kein Widerspruch: Mit seinen Mitarbeitern hat der Datenspezialist ein Frühwarnsystem entwickelt, das Daten überprüft und systematisiert, die während einer klinischen Studie entstehen. So will er die Forschungsergebnisse zuverlässiger machen und Kosten reduzieren.

„Klinische Studien schaffen ein chaotisches Umfeld: Sie sind hochkomplex und zugleich sind sehr viele Menschen an ihnen beteiligt. Da entstehen auch Fehler.“

Klinische Studien produzieren riesige Datenmengen und schon kleine Fehler können das Gesamtergebnis verfälschen. Risikomanagement ist in der pharmazeutischen Forschung trotzdem noch Neuland – eine Herausforderung, die wie gemacht ist für Andrianov: Schon in seiner Kindheit beginnt er zu programmieren, später promoviert er über Mathematische Modellierung und arbeitet als Programmierer. 

„Wir müssen Daten nicht nur überprüfen und organisieren. Wir müssen die Bedeutung des Bildes, das aus den Daten entsteht, schneller und sicherer erkennen.“

Heute allerdings geht es ihm um mehr: Er will die Daten nicht nur ordnen, sondern “sprechen lassen“. Mit seinem Team führt er daher die Erfahrungen und das Wissen aus bisherigen Studien zusammen. So schafft er einen Referenzrahmen, der Risiken und mögliche Fehler frühzeitig aufdeckt – und damit den sprichwörtlichen Flügelschlag erkennt, der das System aus dem Gleichgewicht bringen und die Zulassung des Medikaments verhindern kann.

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Artem Andrianov, PhD, MBA, (*1981) ist Geschäftsführer, Co-Gründer und Co-Gesellschafter der Cyntegrity Germany GmbH.

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